Mathematikgeschichte der Neuzeit im ÜberblickJohannes Kepler (Weil die Stadt 1572 – 1630 Regensburg) Johannes Kepler war Mathematiker, Physiker, Astronom und Philosoph.
Kepler-Denkmal in Regensburg Als Mathematiker tat sich Kepler noch durch seine Behandlung der allgemeinen Theorie der Vielecke und Vielflächner hervor. Mehrere bis dahin unbekannte Raumgebilde entdeckte und konstruierte er völlig neu, unter anderem das regelmäßige Sternvierzigeck. In seinem 1596 veröffentlichten Buch Mysterium Cosmographicum (Das Weltgeheimnis) versuchte Kepler, die Bahnen der damals bekannten fünf Planeten Merkur, Venus, Mars, Jupiter und Saturn mit der Oberfläche der fünf platonischen Körper in Beziehung zu setzen. Die Umlaufbahn des Saturns stellte er sich dabei als Großkreis auf einer Kugel noch nicht als Ellipse vor, die einen Würfel (Hexaeder) umschließt. Der Würfel umschließt wiederum eine Kugel, welche die Jupiterbahn beschreiben soll (siehe Abbildung). Diese Kugel wiederum schließt ein Tetraeder ein, das die Marskugel umhüllt. Dieses schöne mathematische Konzept war nach Keplers Entdeckung des ersten nach ihm benannten Gesetzes wieder als zu ungenau in Frage gestellt.
1609 veröffentlichte Kepler in dem Werk
Astronomia nova (Neue Astronomie) seine beiden ersten Keplerschen
Gesetze.
1619 verfasste er sein Hauptwerk
Harmonices Mundi Libri V (5 Bücher zur Harmonie der Welt, mit Kapiteln
zur Geometrie, Harmonielehre, Astronomie und Metaphysik), in dem er auch
neben den ersten beiden das dritte Keplerschen Gesetze
veröffentlichte.
Erstes Keplersches Gesetz
Die Planeten bewegen sich auf elliptischen Bahnen. In einem ihrer Brennpunkte steht die Sonne.
Zweites Keplersches Gesetz
Ein von der Sonne zum Planeten gezogener Fahrstrahl überstreicht in gleichen Zeiten gleich große Flächen.
Drittes Keplersches Gesetz
Die Quadrate der Umlaufzeiten zweier Planeten verhalten sich wie die Kuben (dritten Potenzen) der großen Halbachsen ihrer Bahnellipsen.
Pierre de Fermat (Beaumont-de-Lomagne 1607 – 1665 Castres)
Fermat beschäftigte sich, wie die meisten Wissenschaftler seiner Zeit, nicht hauptberuflich mit der Mathematik.
Vielmehr war er ein vielbeschäftigter und engagierter Richter in Toulouse.
Nach Fermat sind unter anderem benannt: und diese Darstellung ist bis auf die Reihenfolge der Summanden eindeutig. Kleiner Fermatscher Satz :Für jede Primzahl gilt: Der fermatsche Polygonalzahlensatz ist ein mathematischer Satz aus der Zahlentheorie. Er besagt, dass jede natürliche Zahl als Summe von höchstens n n-Eckszahlen darstellbar ist. Ein bekannter Spezialfall ist der Vier-Quadrate-Satz, dem zufolge jede Zahl als Summe von vier Quadratzahlen geschrieben werden kann. Beispiel: 130 = 12 + 42 + 72 + 82 = 1 + 16 + 49 + 64 131 = 32 + 42 + 52 + 92 = 9 + 16 +25 + 81 Blaise Pascal (Clermont-Ferrand 1623 – 1662 Paris)
Pascal war ein französischer Mathematiker, Physiker,
Erfinder und christlicher Philosoph. In der Mathematik trug er zur Entwicklung der Wahrscheinlichkeitsrechnung bei und veröffentlichte sein Buch Traité du triangle arithmétique (Abhandlung über das arithmetische Dreieck) über das Pascalsche Dreieck (später so benannt) und Binomialkoeffizienten. Von ihm stammt der Satz von Pascal und die Pascal-Gerade.
Bemerkenswert ist die von ihm 1642 erfundene
Rechenmaschine und die christlich-philosophische Abhandlung
Pensées („Gedanken“) aus Zetteln bestehend, deren Inhalte später in einem Buch zusammengefasst wurden.
Gottfried Wilhelm Leibniz (Leipzig 1646 – 1716 Hannover)
Leibniz war ein vielseitig interessierter und
gelehrter Mensch. Er war Mathematiker, Philosoph, Jurist, Historiker,
politischer Berater und Vordenker der Aufklärung.
Leibniz beschäftigte sich auf vielen Gebieten der
Mathematik, z.B. mit Dualzahlen, Reihen (spez. Leibniz-Reihe) und
Matrizen-Rechnung.
Sein wichtigster Beitrag zur Mathematik war die
Entwicklung der Infinitesimalrechnung mit der Integral- und Differentialrechnung.
Die von ihm eingeführten Schreibweisen werden auch heute noch verwendet.
Leibniz hat wie Pascal eine Rechenmaschine erfunden. Sir Isaac Newton (Lincolnshire 1643 – 1727 London) Newton war Mathematiker, Physiker und Philosoph. Er legt den Grundstein für die klassische Mechanik in seinem Werk Philosophiae Naturalis Principia Mathematica über Gravitation und Bewegungsgesetze.
Etwa zeitgleich und unabhängig zu Leibniz entwickelte er
die Infinitesimalrechnung und lieferte wichtige Beiträge zur Algebra und zur ebenen algebraischen
Geometrie. In der numerischen Mathematik ist das
Newton-Verfahren ein Approximationsalgorithmus zur numerischen Lösung
von nichtlinearen Gleichungen und Gleichungssystemen.
Jakob Bernoulli (Basel 1655 – 1705 Basel)
Er war schweizer Mathematiker und Physiker. In der Mathematik begründete er 1685 die Methode der
vollständigen Induktion. 1689 veröffentlichte er eine Abhandlung über
unendliche Reihen, und stellte kurz darauf erste Arbeiten zur
Infinitesimalrechnung fertig, die auf das Werk von Leibniz aufbauen und den neuen Begriff Integral verwenden.
In dem nach seinem Tod herausgegebenen Buch
Ars conjectandi wurde Jakob Bernoulli ein wichtiger Wegbereiter der
Wahrscheinlichkeitsrechnung, über die sich bereits Blaise Pascal und
Pierre de Fermat im Jahr 1654 mit dem Teilungsproblem eines Glücksspiels
Gedanken machten. In dem Buch von Bernoulli wird die Anwendung der
Kombinatorik auf Glücks- und Würfelspiele beschrieben, und das (schwache)
Gesetz der großen Zahlen formuliert.
Auf ihn gehen Begriffe wie Bernoulli-Experiment,
Bernoulli-Kette zurück.
Ein Bernoulli-Experiment hat nur zwei Ergebnisse, Niete (0) oder Treffer
(1), der mit einer Wahrscheinlichkeit p eintritt. Wiederholt man dieses
Experiment, so bleibt die Trefferwahrscheinlichkeit immer gleich p.
Bei einer Bernoulli-Kette wird das Experiment n-mal wiederholt (Bernoulli-Kette der Länge n).
Für X gleich Anzahl k der Treffer (1) gilt für die Wahrscheinlichkeit P:
Mit der Variablen x an Stelle eines bestimmten k stellt es die Binomialverteilung dar.
Leonhard Euler (Basel 1707 – 1783 Sankt Petersburg)
Euler war Mathematiker, Physiker, Astronom, Geograph, Logiker und Ingenieur.
Er gilt als Begründer der Analysismit dem Begriff der mathematischen Funktion.
Er trug zur Weiterentwicklung vieler Zweige der Mathematik bei, wie z.B.
Geometrie, Zahlentheorie, Infinitesimalrechnung, Graphentheorie und Topologie.
Sein gesamtes mathematisches Werk umfasst 74 Bände – ein bisher unerreichter Umfang.
Er gilt als einer der bedeutendsten Mathematiker.
Die Basis des natürlichen Logarithmus
e ≈ 2,71828 wurde nach ihm benannt als
Eulersche Zahl.
Die Formel, die eine Verbindung zwischen trigonometrischen Funktionen und komplexer Exponentialfunktion mittels komplexer
Zahlen darstellt, heißt Eulerformel mit der imaginären Einheit i und φ ϵ ℝ:
eiφ = cos(φ) + i٠sin(φ)
Eulersche Identität:
eiπ = – 1
Euler entdeckte die Formel
E – K + F = 2 bezüglich Anzahl der Ecken (E), Kanten (K) und Flächen (F) eines
konvexen Polyeders. Die Lösung von Euler zum Königsberger Brückenproblem gilt als Beginn der Graphentheorie.
Pierre-Simon Laplace (Normandie 1749 – 1827 Paris) In der Mathematik gebührt ihm ein wesentlicher Anteil zur Entwicklung der Wahrscheinlichkeitsrechnung. In seinem zweibändigen Werk Théorie Analytique des Probabilités (1812) formulierte Laplace die Definition der Wahrscheinlichkeit, abhängiger und unabhängiger Ereignisse , des Erwartungswerts und des Laplace-Experiments (Zufallsversuch, bei dem die Wahrscheinlichkeiten aller möglichen Ergebnisse gleich sind) mit der Laplace-Formel für Wahrscheinlichkeit P(A) eines Ereignisses A:
P(A) =
Er verfasste auch Abhandlungen zu Extremwertproblemen und Differentialgleichungen.
Carl Friedrich Gauß (Braunschweig 1777 – 1855 Göttingen)
Gauß legte die Grundlagen von Statistik, Ausgleichsrechnung, nichteuklidischer Geometrie und Differentialgeometrie. Auf ihn gehen viele mathematische Funktionen, Integralsätze, die Normalverteilung (Gaußsche Glockenkurve) und erste Lösungen für elliptische Integrale zurück.
Vergrößerter Ausschnitt aus dem alten 10 DM Schein mit der Gaußschen Glockenkurve
Pafnuti Lwowitsch Tschebyschow (Okatowo 1821 – 1894 Sankt Petersburg)
Besitzt eine Zufallsgröße X einen endlichen Erwartungswert μ und einen endlichen Varianzwert, dann gilt für jedes reelle c > 0 und die Wahrscheinlichkeit P: P(|X – μ| ≥ c) ≤
David Hilbert (Königsberg 1862 – 1943 Göttingen)
Er verfasste auch wichtige Beiträge zur Variationsrechnung,
Funktionalanalysis, Funktionenräumen (Hilbert-Raum) und partiellen Differentialgleichungen.
Nach ihm wurden einige Mathematische Begriffe benannt. Berühmt ist Hilberts Rede auf dem internationalen Mathematikerkongress in Paris im Jahre 1900, in der er eine Liste von 23 mathematischen Problemen vorstellte, die die mathematische Forschung des 20. Jahrhunderts nachhaltig beeinflusste.
Amalie Emmy Noether (Erlangen 1882 – 1935 Pensylvania)
1920 begann Emmy Noether ihre
Arbeiten in Abstrakter Algebra und
Ihr Schüler Bartel L. van der Waerden verfasste die zwei Bände
Moderne Algebra, die auf den Vorlesungen von Emmy Noether aufbauten. Bereits 1918 entwickelte Noether das sog. Noether-Theorem, das zu einer wichtigen Grundlage der theoretischen Physik wurde. Zu jeder Symmetrie eines physikalischen Systems gehört eine Erhaltungsgröße.
John von Neumann (Budapest 1903 – 1957 Washington)
Er lieferte wichtige Beiträge zur mathematischen Logik,
Funktionalanalysis, Spieltheorie, Informatik und Quantenmechanik.
Von Neumann arbeitete ab 1943 am Manhattan-Projekt in Los Alamos mit und war
auch an der Entwicklung der Wasserstoffbombe
beteiligt.
Andrei N. Kolmogorow (Tambow 1903 – 1987 Moskau) Kolmogorow leistete wesentliche Beiträge auf dem Gebiet der Wahrscheinlichkeits-theorie und Topologie. Er gilt als Begründer der Algorithmischen Komplexitätstheorie. Seine bekannteste mathematische Leistung war die Axiomatisierung der Wahrscheinlichkeitstheorie.
Eine Funktion P: A →
P(A), die jedem Ereignis A aus dem Ereignisraum (Menge aller Ereignisse)
eine reelle Zahl P(A) zuordnet, heißt Wahrscheinlichkeitsverteilung, wenn
sie folgende Bedingungen erfüllt:
Axiom I: P(A) ≥ 0 Kolmogorow veröffentlichte auch Beiträge zur Mengentheorie, Fourieranalysis und Integrationstheorie.
Kurt Friedrich Gödel (Brünn 1906 – 1978 Princeton) Gödel war Mathematiker, Logiker und Philosoph.
Seine Arbeit mit dem Titel
Über formal unentscheidbare Sätze stellte eine Grundlage der klassische Mathematik in Frage:
Es gibt Aussagen, die weder bewiesen noch wiederlegt werden können.
Seinen Namen trägt der
erste und zweite Gödelsche Unabhängigkeitssatz. Quellenangabe: Wikipedia Bilder |