Graphen, Bezeichnungen und Eigenschaften
Graphen sind mathematische Modelle für netzartige Strukturen.
Anschaulich besteht ein Graph in der Graphentheorie aus einer Menge von Punkten,
zwischen denen Linien verlaufen.
Ein Graph G ist
ein Paar (V, E),
wobei E die
Menge der Knoten
(engl. vertices) des Graphen ist und E
die Menge der Kanten (engl.
edges) von G ist.
Einfache Graphen und Multigraphen
Ein
einfacher Graph besitzt zwischen
zwei Knoten höchstens eine Kante.
Bei einem Multigraphen können zwei Knoten auch
durch mehrere Kanten verbunden sein und
Schlingen besitzen.
Ungerichtete, gerichtete und gewichtete Graphen
Bei einen ungerichteten Graphen
können die Kanten in beiden Richtungen durchlaufen werden.
Beispiel:
Menge der Knoten V = {1, 2, 3, 4,
5}
Menge der Kanten E = {{1,2},
{2,3}, {3,4}, {1,4}, {4,5}}
{1,2} bedeutet, dass die Reihenfolge keine Rolle spielt
Der Grad eines Knotens gibt die
Anzahl der vom Knoten ausgehenden Kanten an,
Bei einem gerichteten Graphen
können die Kanten nur in einer Richtung (Pfeilrichtung) durchlaufen werden.
Beispiel:
Menge der Kanten E = {(1,2),
(2,3), (3,1), (1,4), (3,4)}
(1,2) bedeutet Reihenfolge 1 dann 2
Zusammenhängende und unzusammenhängende Graphen
Ein ungerichteter
Graph heißt
zusammenhängend, wenn es zu je zwei beliebigen Knoten a und b einen
Weg von a nach b gibt.
Ein gerichteter
Graph heißt
zusammenhängend von einem Knoten a aus, wenn es zu jedem anderen
Knoten b einen gerichteten Weg von a nach b gibt.
Vollständige Graphen
Bei einem vollständigen Graphen werden je zweie Knoten
durch eine Kante verbunden.
Z.B. der vollständige Graph
K5 hat 5 Knoten und 5٠4
/ 2 = 10 Kanten.
Allgemein gilt:
Ein vollständiger Graph Kn mit n Knoten ist
ein ungerichteter Graph ohne Mehrfachkanten und hat genau
Kanten für n>1. Die Diagonalen bilden keine Knoten als Schnittpunkte
(räumliches Fünfeck).
Ein vollständiger Graph Kn kann durch ein n-Eck mit allen seinen
Diagonalen dargestellt werden.
Azyklische Graphen: Weg (Pfad), Baum, Wald
Weg, Beispiel:
und Kantenmenge E = {{1,5}, {2,3},
{2,5}}
Kantenfolge: 1–5–2–3
Baum, Beispiel:
Die grünen Knoten heißen Blätter,
Der Graph ist zusammenhängend und die Anzahl der Knoten ist um 1 größer als
die Anzahl der Kanten.
Der Wald besteht aus nicht
zusammenhängenden Bäumen
Zyklische Graphen: Zyklus, Kreis, vollständiger Graph
Beispiel: Kreis
Ein Graph ist ein Zyklus, wenn Anfangsknoten und Endknoten einer Kantenfolge gleich sind.
Ein Graph ist ein Kreis, wenn alle Knoten einer geschlossenen Kantenfolge verschieden
sind.
Die roten Kanten bilden mit den zugehörigen Knoten einen
Kreis.
Ein vollständiger Graph ist ein zyklischer Graph.
Bipartite Graphen
Ein vollständiger bipartiter Graph
Kn,m mit n Knoten aus einer Menge A und m
Knoten aus einer Menge B ist ein ungerichteter Graph, der alle Knoten aus
der Menge A mit allen Knoten aus der Menge B verbindet.
Der vollständige bipartite Graph Kn,m hat n٠m
Kanten. Beispiel:
K3,4 hat 3٠4
= 12 Kanten
Planare Graphen
Ein Graph heißt planar,
falls er so in die Ebene gezeichnet werden kann, dass sich verschiedene
Kanten nicht kreuzen, das heißt, nur in Knoten berühren, z.B.
Dodekaeder-Graph.
Ein planarer Graph G =
(V, E, R)
zusammen mit einer planaren Repräsentation in die Ebene heißt ebener Graph. R bezeichnet
dabei die Gebiete (engl. regions) von G in
der gegebenen Einbettung.
Hexaeder (Würfel) im Schrägbild
planarer Graph des Hexaeders
Die Rückseitenfläche des Würfels wird zur Außenfläche des Hexaeder-Graphen.
Leonard Euler
(1707 – 1783)
bewies 1752 die nach ihm benannte
Polyederformel:
Beim Hexaeder-Graphen gilt dann: |V| = 8, |E| = 12, |R| = 5+1, 8 – 12
+ 6 = 2
Beim Dodekaeder-Graph gilt:
Eulersche und Hamiltonsche Graphen
Eine
geschlossene Kantenfolge, die jede Kante von G mindestens einmal enthält,
heißt Tour.
Satz von Euler
und Hierholzer
Sei G = (V,E)
ein zusammenhängender ungerichteter Graph, k1, k2
∈
V mit k1 ≠ k2.
(a) G ist
genau dann Euler-Graph (Eulersch),
wenn der Grad jedes Knoten gerade ist.
(b) G hat
genau dann einen Eulerschen Kantenzug
von k1 nach k2, wenn k1 und k2 die einzigen Knoten mit ungeradem Grad sind.
Räumliche n-Ecke
mit ungeradem n
erfüllen die Bedingung (a) des Satzes von Euler und Hierholzer (alle Knoten
haben eine gerade Anzahl von Kanten) und bilden einen geschlossenen
Eulerkreiszug,
z.B. Siebeneck,
von jedem Knoten gehen 4 Kanten aus, die sich nicht in einem Knoten
schneiden (räumliches Siebeneck, kein planarer Graph).
Ein
Hamilton-Kreis ist ein
geschlossener Pfad in einem Graphen, der jeden Knoten genau einmal enthält.
Der zugehörige Graph heißt
Hamiltonscher Graph.
Die 3
Hamilton-Kreise im vollständigen Graphen K4 12341, 12431, 14231
und ein Hamilton-Kreis in einem Dodekaeder-Graph.
Zwei Graphen heißen isomorph,
wenn nur ihre Kanten gestaucht oder gedehnt werden.
Die beiden Graphen sind isomorph, wobei der 2. Graph ein planarer Graph ist.
Cliquen
Beispiel:
Cliquen
sind Teile eines Graphen, bei denen die Knoten miteinander vollständig mit
Kanten verbunden sind.
Im Beispiel sind 3 Cliquen
Graph des Vierfarbenproblems
Wie viele Farben man braucht man, um die Länder einer Landkarte einzufärben,
sodass keine zwei benachbarten Länder die gleiche Farbe zugewiesen bekommen.
Die Nachbarschaftsbeziehung der Länder kann man als Graph darstellen. Dabei
werden die Länder durch Knoten dargestellt.
Das Problem kann als Knoten-Färbungsproblem dargestellt werden.
Das Netzwerk besteht aus einem
gerichteten Graphen G = (V,
E) mit zwei besonderen Knoten, der
Quelle s (engl. source) und der Senke t (engl. target), wobei jeder Kante e
ϵ E eine nichtnegative Zahl u(e)
als Flusswert (Kapazität)
zugewiesen wird.
Die Kapazität des Flusses ist die minimale Summe eines Schnittes. Beispiel:
Schnitt 1 liefert als Kapazität 1 + 2 + 2 = 5,
Schnitt 2 liefert als Kapazität 2 + 2 = 4
Die Kapazität des Flusses ist auf 4 begrenzt.
Kommunikationsnetzwerke
Kommunikationsnetzwerke lassen sich gut durch verschiedene Graphen mit
Knoten und Kanten darstellen. Die Knoten entsprechen den Stationen, die
Kanten den Wegen der Datenübertragung.
In der folgenden
Abbildung sind vier Grundstrukturen
gebräuchlicher Netzwerke dargestellt.
Vollständiger
Graph Sternstruktur
Ringstruktur
Busstruktur
Vollständiger
Graph (Vollvermascht):
Jeder Knoten steht mit jedem Knoten in Verbindung.
Sternstruktur:
Verbindungen bzw. Daten laufen über einen zentralen Knoten.
Ringstruktur:
Es gibt keine zentralen Knoten, alle Stationen sind gleichberechtigt. Jeder
Teilnehmer (Knoten) ist mit dem linken und rechten Partner (Knoten)
verbunden.
Busstruktur
Es gibt keinen zentralen Knoten. Die Verbindung zu allen Teilnehmern erfolgt
über einen gemeinsamen Übertragungsweg.
Weitere Strukturen sind durch unvollständige Graphen gegeben.
Zurück Zurück zur Startseite |